LEO BAUER | DER MACHER DES BERMUDA3ECKS WIRD 80
Foto: Leo Bauer

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LEO BAUER | DER MACHER DES BERMUDA3ECKS WIRD 80

Die Bochumer Innenstadt Ende der 70er-Jahre. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz eröffnet ein Biergarten mit 700 Sitzplätzen. Der ist mitten in der City zu dieser Zeit noch eine echte Rarität in Deutschland, ebenso wie die Servicekräfte, die weit vor der ersten Starlight-Show auf Rollschuhen unterwegs sind. Leo Bauer hat das Open-Air-Großstadtflair nach Bochum gebracht. Etliche weitere Neueröffnungen sollten folgen. Mit Stolz kann Leo Bauer in diesen Tagen auf sein Lebenswerk zurückblicken: Der Gründer, manche sagen König des Bermudadreiecks, feiert seinen 80. Geburtstag.

Er hat die Stadt geprägt – und die Stadt ihn: Ohne Leonardo „Leo“ Bauer könnte sich Bochum nicht der beliebtesten Ausgehmeile im Ruhrgebiet rühmen. Der Aufstieg des Großgastronomen beginnt 1963. Als 18-Jähriger eröffnet er mit 40 Gleichgesinnten am Nordring den legendären Club Liberitas. In der aufstrebenden Universitätsstadt avanciert das selbstverwaltete Kulturzentrum (auch als „Club der Langhaarigen“ berühmt-berüchtigt) zum Hotspot der linken Szene. Mittwochs wird eine „Kostenlose Beratung für Wehrunwillige“ angeboten. Leo selbst ist einer der ersten Kriegsdienstverweigerer der Stadt.

Regelmäßig gibt’s Live-Musik. Unglaublich, aber wahr: Bis 1971 spielt eine Band namens Kraftwerk dreimal im Liberitas. Wenig später machen sich die Düsseldorfer auf den Weg zu bis heute weltweit gefeierten Pionieren der elektronischen Popmusik (am 30. November im RuhrCongress). Ebenso bemerkenswert: ein Auftritt von Herbert Grönemeyer 1976. Seine Gage ist auf einer Quittung im Archiv von Leo Bauer dokumentiert: 500 Mark. it der Pinte (ab 1970) und zwei Jahre später dem Mandragora (anfangs „Treffpunkt“) im Gebäude des früheren Handelshofs legt Leo Bauer den Grundstein für das Bermudadreieck. Das ehemalige Bahnhofsviertel ist verödet.

Die Ruhr-Uni spült Tausende nach Kultur und Bier lechzende Studis in die Stadt. Der gelernte Betriebswirt erkennt das wirtschaftliche Potenzial. Im „Mandra“, benannt nach dem Nachtschattengewächs, wird die viel besungene Wurzel der Partymeile allabendlich bewässert, am Tresen ebenso wie in der mediterran anmutenden Außengastronomie: eine Reminiszenz an seinen italienischen Geburtsort Bologna.

Bis heute sind Crêpes aus Buchweizenmehl, die Leo Bauer vor knapp einem halben Jahrhundert samt Equipment aus Frankreich nach Deutschland holte, der Renner auf der Speisekarte. Wie einst versteht sich das „Mandra“ als bodenständig-lässiges Kneipen-Restaurant. Live-Mucke gibt’s beim Acoustic Monday noch immer regelmäßig. Und der Bermuda-Talk mit Prominenz aus Bochum und Umgebung und den Gastgebern Oliver Bartkowski und Michael Wurst ist nach zehn Jahren zum launigen Erfolgsformat avanciert (Neuauflage am Sonntag, 1. Juni).

Das Mandragora hat kräftige Wurzeln geschlagen. Bald 50 Jahre nach dem Start ist das Bermuda-Dreieck nicht nur eine weithin bekannte Party- und Kulturmeile, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Mit jährlich 60 Millionen Euro wird hier ein Viertel des gesamten Gastronomieumsatzes in Bochum verbucht. Auf weitere 30 Millionen Euro summieren sich die Einnahmen für Hotellerie und Einzelhandel. So wies es vor einigen Jahren ein Gutachten eines Hamburger Planungsbüros aus. Die bleierne Corona-Pandemie wurde weitgehend schadlos überstanden. Aktuell umfasst das Dreieck nach Angaben der Immobilien und Standortgemeinschaft (ISG) 88 Betriebe mit 2000 Arbeitsplätzen. Vier Millionen Besucher jährlich vergnügen sich in den Bars, Clubs und Restaurants in einem Viertel, das als Metropole des Nachtlebens zum Aushängeschild Bochums geworden ist.

Leo Bauer hat am Aufschwung des Dreiecks als Immobilienbesitzer, Projektentwickler, Vermieter und Lieferant mit seiner Handelsgesellschaft HEBA maßgeblichen Anteil. Sein von Anfang an geplanter Mix aus Kultur, Unterhaltung und Kneipenszene funktioniert prächtig – auch dank der Impuls- Bühne, die Platz für Freiluftkonzerte und Events bietet. Jährliches Highlight ist neben dem Saisonstart „Stühle raus“ (stets am 30. April) und Bochum Total (diesmal vom 3. bis 6. Juli) das Sommerkonzert der Bochumer Symphoniker. Die 1996 gestartete Klassik-Reihe wird in diesem Jahr am 18. Juni (19.30 Uhr) fortgesetzt.

Seine ideale Ergänzung findet das Bermudadreieck mit dem Kreativquartier am benachbarten Kulturgleis mit der von Leo Bauer 2017 für 1,5 Millionen Euro umgebauten Rotunde, der angesagten Weinbar Le Kork und der Diskothek und Eventhalle Gleis 9 (zuvor Riff). Hier, am Citytor Süd, soll der Hotel- und Bürokomplex „Be.Cause“ das Dreieck und sein Umfeld künftig nochmals aufwerten. Gut aufgestellt sieht Leo Bauer „sein“ Bermudadreieck für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Dabei bleibt er weiter in vorderster Reihe aktiv: als Unternehmer wie als Mitglied des Aufsichtsrates der ISG. Gemeinsam zelebriert wird der 80. Geburtstag mit einem Tag Verspätung am Freitag, 30. Mai. Auf der KAP-Bühne rockt ab 19 Uhr die Coverband „Seven Cent“. Leo feiert – und das ganze Dreieck feiert mit!

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